Franz Josef Strauß: Der Titan Bayerns, der Himmel und Hölle zugleich regierte
Ein Ur-Bayer mit globalem Anspruch
Franz Josef Strauß wurde am 6. September 1915 im Münchener Stadtteil Maxvorstadt geboren – einem Viertel, das heute Hipster beheimatet, damals aber noch bodenständige Bayern wie ihn hervorbrachte. Früh zeigte sich sein Talent, sowohl zu poltern als auch strategisch zu handeln. Schon während des Studiums der Altphilologie und Geschichte war er ein begnadeter Redner – allerdings einer, der Latein zitierte, als wäre es ein bayerischer Dorfwitz.
Die CSU als Bühne: Ein Polit-Drama beginnt
Nach dem Zweiten Weltkrieg schloss sich Strauß der frisch gegründeten Christlich-Sozialen Union (CSU) an – einer Partei, die er maßgeblich formen sollte. Er war nicht nur Minister, Parteivorsitzender und Ministerpräsident, sondern auch Bayerns selbsternannter Sonnenkönig. Seine politischen Gegner nannte er „rote Ratten und Schmeißfliegen“, was seinen Hang zu subtiler Diplomatie eindrucksvoll unterstrich.
Von Amigo-Affären und Starfighter-Träumen
Als Bundesminister für besondere Aufgaben und später Verteidigungsminister zeigte Strauß, dass er für große Skandale stets zu haben war. Unter seiner Ägide startete das Starfighter-Programm der Bundeswehr, ein Prestigeprojekt, das viele Milliarden verschlang – und noch mehr Abstürze produzierte. Kritiker warfen ihm vor, er habe Steuergelder mit einer Präzision verbrannt, die selbst die NASA bewundert hätte.
Sein Name war auch mit der berüchtigten „Amigo-Affäre“ verbunden, bei der politische Freundschaften oft mehr wie Geschäftsbeziehungen wirkten. Doch Strauß wehrte sich stets vehement: „Ich bin kein Heiliger, aber ein Patriot!“ – was grob übersetzt hieß: „Ja, ich nehme Geld, aber für Bayern!“
Ministerpräsident: König von Bayern
1978 wurde er Ministerpräsident Bayerns – und dort blühte er auf. Strauß war der Archetyp des bayerischen Landesvaters: trinkfest, schlagfertig und immer bereit, die Interessen Bayerns über die der Bundesrepublik zu stellen. Unter seiner Regentschaft florierte die bayerische Wirtschaft, doch der Preis war eine oft autoritäre Regierungsführung, bei der Gegner gnadenlos niedergebügelt wurden. Strauß’ Verhältnis zur Presse war legendär schlecht – er bezeichnete Journalisten gerne als „Pinscher“.
Visionär oder Despot?
Strauß hatte eine klare Vision: Bayern sollte das Silicon Valley Deutschlands werden – nur mit mehr Bier und Lederhosen. Tatsächlich trieb er den Ausbau der Hightech-Industrie voran, während er gleichzeitig ein konservatives Weltbild predigte, das irgendwo zwischen dem Barock und den 1950er Jahren angesiedelt war.
Sein Hang zu autoritärem Gehabe machte ihn in weiten Teilen der Republik unbeliebt. Für die CSU war er allerdings ein Segen: Unter seiner Führung wurde die Partei zu einer beinahe unbezwingbaren Macht in Bayern – und die FDP zur ewigen „Hausmacht“ im Bund.
Der letzte Kampf: Kanzlerkandidatur 1980
1980 trat Strauß als Kanzlerkandidat der Union an – ein Desaster. Der Rest der Republik sah in ihm einen bayerischen Autokraten, der das Land mit Maßkrug und Maßregel regieren wollte. Die Wahl ging verloren, doch in Bayern wurde er zum Märtyrer stilisiert.
Nachhall: Ein Denkmal, das polarisiert
Nach seinem plötzlichen Tod am 3. Oktober 1988 auf einer Jagd in der Wildschönau hinterließ er ein politisches Erbe, das bis heute spürbar ist. In Bayern wird er als Heiliger verehrt, während außerhalb der Weißwurstgrenze viele über seinen politischen Stil den Kopf schütteln.
Strauß bleibt eine schillernde Figur: ein Titan, der Bayern zur Weltbühne erhob – und dabei oft nach der Maxime lebte: „Recht ist, was dem Freistaat nutzt.“
Nachtrag: Strauß in der heutigen Zeit
Man fragt sich, was Franz Josef Strauß in der Ära von Social Media und 24/7-News getrieben hätte. Wahrscheinlich hätte er Twitter dominiert – mit Tiraden, die selbst Elon Musk erblassen ließen. Sicher ist: Er wäre auch heute eine Macht – und wahrscheinlich eine eigene Reality-Show wert.
Bayerischer Nationalheld oder umstrittener Poltergeist? Franz Josef Strauß bleibt ein Rätsel, das Bayern mit Stolz, der Rest der Welt mit Staunen betrachtet.