Es war ein ganz normaler Sonntagmorgen in der Kleinstadt Bad Schlappenhausen. Die Vögel zwitscherten, die Sonne schien, und auf den Gehwegen der Vorstadt drehten die Hobby-Jogger ihre Runden. Unter ihnen: Peter „Pace-Master“ Meier, ein 35-jähriger Steuerberater, der sich vorgenommen hatte, seine übliche 5-Kilometer-Strecke zu absolvieren. Doch an diesem Tag kam alles anders.
Die Playlist des Verderbens
Bewaffnet mit seiner altgedienten Laufhose und den brandneuen, blitzblauen Laufschuhen, schob sich Peter die AirPods in die Ohren und drückte auf „Play“. Der erste Song: Eye of the Tiger von Survivor. „Ein echter Motivationskick“, dachte er sich, als er den ersten Kilometer in Rekordzeit meisterte. Doch kaum hatte er die Straße „Am Ententeich“ hinter sich gelassen, sprang Spotify in den Repeat-Modus. Das nächste Lied? Wieder Eye of the Tiger. Und dann nochmal. Und nochmal.
„Nach etwa zwei Kilometern hätte ich eigentlich stoppen sollen“, erzählt Peter später den Reportern, während er mit einer eisgekühlten Iso-Milch im Zielbereich sitzt. „Aber der Beat, Leute! Der Beat hat einfach nicht nachgelassen.“
Marathon ohne Absicht
Wie von einem unsichtbaren Motor angetrieben, lief Peter weiter. Kilometer um Kilometer flog nur so dahin. „Ich dachte mir: ‚Gut, noch eine Runde, dann ist Schluss.‘ Aber jedes Mal, wenn der Song von vorne begann, fühlte es sich an, als wäre ich gerade erst losgelaufen.“
Er bemerkte nicht, wie die Wohngegend langsam von Feldern abgelöst wurde. Auch die Warnschilder „Achtung: Marathon“ ignorierte er geflissentlich. „Ich dachte, das wäre Werbung für eine Doku auf Netflix.“
Mit einem Schnitt von 5 Minuten pro Kilometer pflügte sich Peter durch die Strecke. Zuschauer, die den eigentlichen Marathon der Stadt verfolgten, feuerten ihn an. Einige hielten ihn für einen der Favoriten. „Ich dachte, das sei ein besonders enthusiastisches Publikum“, sagt Peter.
Ein Happy End in Dauerschleife
Nach 42,195 Kilometern – und geschätzten 87 Wiederholungen von Eye of the Tiger – lief Peter über die Ziellinie. Völlig erschöpft, aber überglücklich. Erst der laute Applaus holte ihn aus seiner musikalischen Trance.
„Als man mir sagte, ich hätte den Marathon gewonnen, dachte ich zuerst, es sei ein Scherz“, so Peter. Doch es war kein Scherz: Dank seiner unabsichtlichen Teilnahme und des Fehlens anderer Spitzensportler war er tatsächlich der Erste.
Peter, der neue Star der Laufszene?
Auf die Frage, ob er jetzt eine Karriere als Marathonläufer plane, lachte Peter nur. „Nein, danke. Ich bleibe bei meinen 5 Kilometern – und wechsle zu einer Playlist mit maximal 30 Minuten Spielzeit.“ Spotify kommentierte den Vorfall übrigens nicht, aber Insider munkeln, dass der Algorithmus von Peters Account ein Update bekommen hat: Eye of the Tiger ist nun blockiert.
P.S. Dieser Fall zeigt, dass Musik mehr bewirken kann, als wir glauben. Wer weiß? Vielleicht steht uns eine Zukunft bevor, in der Fitnessstudios Marathon-Pakete mit „Motivations-Loops“ anbieten. Bis dahin bleibt nur zu hoffen, dass Peter Meier sein Spotify-Abo überdenkt – und seine nächsten Joggingrunden mit ein bisschen mehr Vorsicht angeht.