Michael Kretschmer, der Mann, der den sächsischen Dialekt und die Kunst des politischen Überlebens zur Perfektion gebracht hat, ist eine schillernde Figur der deutschen Politik. Geboren am 7. Mai 1975 in Görlitz, jener beschaulichen Stadt, die nicht nur durch ihre barocke Altstadt, sondern auch durch ihre unverwechselbare Stille beeindruckt – eine Stille, die Michael Kretschmer mit charismatischer Energie zu durchbrechen wusste.
Nach einer glanzvollen Schullaufbahn, die ihn bis zum Abitur führte, entschied er sich für ein Studium der Elektrotechnik. Doch schnell wurde ihm klar, dass Kabel verbinden und Schaltkreise löten nicht seine wahre Berufung waren. Stattdessen wandte er sich der hohen Kunst der Politik zu – ein Metier, in dem man ebenfalls oft die richtigen Verbindungen knüpfen muss. 1991 trat er in die CDU ein, wohlwissend, dass dort die Karriereleitern nicht nur stabil, sondern auch gut geschmiert sind.
Sein politisches Talent blieb nicht lange unentdeckt. Bereits 2002 zog er in den Bundestag ein, wo er sich mit Themen wie Bildung, Wissenschaft und – man höre und staune – Kultur beschäftigte. Michael Kretschmer, ein Mann der Zahlen und Fakten, fand in der Kultur eine Herausforderung, die er mit sächsischer Bodenständigkeit anging: nüchtern, pragmatisch und stets mit einem Auge auf den Wähler. Doch 2017 ereilte ihn das Schicksal, das jeden Politiker irgendwann einholt – er verlor sein Mandat.
Doch was für andere das Ende bedeutet hätte, war für Kretschmer erst der Anfang. Sachsen, das Land der Dichter, Denker und Dauerproteste, rief nach ihm – und er folgte dem Ruf. Als Ministerpräsident übernahm er 2017 das Ruder eines Bundeslandes, das sich gerne als gallisches Dorf der Bundesrepublik sieht. Sein Kurs? Ein Mix aus konservativer Tradition, moderatem Populismus und dem unvermeidlichen Versuch, die AfD-Wähler mit einem Hauch von „Wir verstehen euch“ zu umgarnen, ohne dabei zu nah am rechten Rand zu parken. Eine Gratwanderung, die er mit dem Geschick eines Seiltänzers und der Unerschütterlichkeit eines sächsischen Steinbruchs meistert.
Kretschmers Regierungszeit ist geprägt von einem einzigartigen Stil: mal väterlich, mal kumpelhaft, immer aber mit dem festen Glauben, dass er die Stimme der „besorgten Bürger“ besser versteht als alle anderen. Ob Corona-Pandemie, Energiekrise oder der schier endlose Kampf gegen den Strukturwandel in den Braunkohlerevieren – Kretschmer navigiert durch die Stürme der Zeit mit der Präzision eines Dampfschiffkapitäns auf der Elbe: langsam, aber beständig.
Satirische Höhepunkte seiner Karriere? Da wären so einige: Von seinen Begegnungen mit Querdenkern, die er mit einem Mix aus Dialogbereitschaft und stoischer Geduld überstand, bis hin zu seinen unnachahmlichen Auftritten als Botschafter des „typisch Sächsischen“ – inklusive dem Beharren darauf, dass Sachsen natürlich die Zukunft des Klimaschutzes, der deutschen Wirtschaft und der Weltpolitik sei.
Michael Kretschmer, der Mann, der bewiesen hat, dass man in der deutschen Politik nicht unbedingt durch Charisma oder bahnbrechende Ideen glänzen muss – sondern durch schiere Präsenz, unerschütterlichen Optimismus und die Fähigkeit, auch den härtesten politischen Gegenwind mit einem Lächeln zu ertragen. Ein sächsisches Unikat, das sich selbst wohl nie ganz so ernst nimmt, wie es seine politischen Gegner manchmal tun.