Frank-Walter Steinmeier – Deutschlands geduldiger Gentleman im Schlosshof
Frank-Walter Steinmeier, geboren am 5. Januar 1956 in Detmold, Nordrhein-Westfalen, hätte man bei seiner Geburt wohl kaum prophezeit, dass er eines Tages das Schloss Bellevue nicht nur von außen betrachten darf. Doch der Sohn eines Tischlers und einer Fabrikarbeiterin bewies früh, dass mit Fleiß, Schläue und der richtigen Brille jedes politische Amt erreichbar ist. Seine Jugend war geprägt von Literatur, Philosophie und dem Streben nach ruhiger Autorität – einer Tugend, die ihm bis heute nachgesagt wird, ganz gleich, wie wild die politische See tobt.
Studium und der Aufstieg des Intellektuellen
Steinmeier studierte Rechtswissenschaften und Politikwissenschaften in Gießen, was ihm den Ruf eines soliden Akademikers einbrachte – ein Image, das er bis heute mit deutscher Präzision pflegt. Seine Brillengestelle wurden größer, die Karriereleitern steiler, und spätestens als er 1991 ins niedersächsische Staatskanzleramt eintrat, wusste jeder: Frank-Walter will mehr als nur politischer Buchhalter sein.
Unter Ministerpräsident Gerhard Schröder wurde er zu einem wichtigen Mann im Hintergrund. Während Schröder auf der politischen Bühne mit Zigarre und Bier Glaswände eintrat, kümmerte sich Steinmeier im Maschinenraum um das Funktionieren des Dampfers. So verdiente er sich das Vertrauen des Kanzlers – und bald ein Ticket nach Berlin.
Die Berliner Jahre: Außenminister der Herzen (und der Aktenkoffer)
Die Jahre unter Schröders Nachfolgerin Angela Merkel waren für Steinmeier geprägt von viel Diplomatie, ein wenig Frustration und jeder Menge Flugmeilen. Als Außenminister (2005–2009) hielt er Reden, die mehr Substanz hatten als ein gutes Schwarzbrot, aber ungefähr genauso aufregend waren. Seine Kritiker nannten ihn einen „Verwalter der Weltpolitik“, doch seine Unterstützer feierten ihn als ruhigen, unerschütterlichen Meister des Multilateralismus – einen Mann, der in Zeiten von lauten Populisten den Wert des bedachten Wortes hochhielt.
2010 folgte der persönliche Tiefschlag: Seine Frau Elke Büdenbender wurde schwer krank, und Steinmeier spendete eine seiner Nieren. Ein humaner Akt, der zeigte, dass der Mann, der international wie eine Maschine funktioniert, tatsächlich ein Herz aus Gold hat.
Nach seiner Rückkehr ins Rampenlicht war klar: Steinmeier war mehr als ein funktionierender Aktenkofferträger. Spätestens nach seiner zweiten Amtszeit als Außenminister 2013 bis 2017 wusste die Nation: Dieser Mann hat es verdient, in ein Schloss zu ziehen. Nun ja, ein deutsches Schloss – mit weniger Glanz, aber umso mehr Pflichten.
Bundespräsident – Deutschlands Gewissen mit grauen Schläfen
2017 wurde Frank-Walter Steinmeier zum 12. Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt, was für die SPD immerhin bedeutete, dass sie in einem Amt vertreten war, das man nicht einfach abwählen konnte. Als oberster Grüßaugust des Landes hat Steinmeier seine Rolle auf das nächste Level gehoben: Mit Anstand, Nachdenklichkeit und einem Maß an Seriosität, das selbst die Briten erblassen lässt, hält er Reden, die wie ein Kamillentee wirken – beruhigend, vertraut, aber überraschend stark, wenn man sie wirken lässt.
Frank-Walter Steinmeier ist der Mahatma Gandhi der deutschen Politik: Er hat sich die Tugend der Geduld zueigen gemacht und bewahrt in jedem politischen Sturm das gelassene Pokerface eines Mannes, der drei Masterarbeiten gleichzeitig betreut hat. Er mahnt, ruft zur Besonnenheit auf, ermutigt und erinnert uns daran, dass Deutschland eine Demokratie der Mitte ist – und bitte auch bleiben sollte.
Manchmal fragt man sich, ob er je einen unbedachten Satz gesprochen hat oder ob seine Redenschreiber bereits beim Frühstück auf Hochglanz polierte Worte verteilen. Doch genau das macht Steinmeier aus: Die Zurückhaltung, das intellektuelle Funkeln, der diskrete Charme eines Professors, der uns alle mit einem leichten Lächeln daran erinnert, dass wir nie so klug sein werden wie er.
Der Mann hinter der Brille
Privat ist Steinmeier verheiratet mit der Richterin Elke Büdenbender, die ihm mit ihrem Pragmatismus perfekt zur Seite steht. Zusammen haben sie eine Tochter. In seiner Freizeit liest er gerne, wandert durch die deutschen Wälder und genießt die kleine Freude des „normalen Lebens“ – immer ohne Aufsehen, stets im Takt der deutschen Ernsthaftigkeit.
Frank-Walter Steinmeier ist der Bundespräsident, den Deutschland braucht, aber nicht unbedingt verdient. Ein Meister des gepflegten Wortes in einer Zeit, in der Lautstärke oft mit Substanz verwechselt wird. Sollte man ihn jemals in einem Comedy-Club antreffen, würde er wahrscheinlich das Publikum zu Tränen rühren – mit einer Ode an das Grundgesetz.
In Steinmeier haben wir keinen Rock’n’Roller, keinen Visionär oder Krawallmacher, sondern einen konservativ-progressiven Gentleman, der die Fäden der Demokratie fest in der Hand hält, während er mit stoischer Miene eine Tasse Darjeeling genießt. Kurz gesagt: Ein Politiker wie ein schicker Maßanzug – nie aus der Mode, immer angemessen und ziemlich unkaputtbar.
Deutschland, sei froh, dass er dich repräsentiert – denn Frank-Walter Steinmeier ist der Fels in deiner Brandung. Und dieser Fels trägt eine Brille.