Gerhard Schröder – Der Kanzler mit der Krawatte des Lebens

Gerhard Fritz Kurt Schröder, geboren am 7. April 1944 in Blomberg (Lippe), ein Ort, der schon ahnte, dass hier einmal ein Weltmann mit Hang zur großen Bühne geboren wird. Der junge Gerhard wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf – sein Vater fiel im Zweiten Weltkrieg, und seine Mutter arbeitete als Putzfrau. Diese Herkunft sollte später zu einem Markenzeichen werden: „Ein Kanzler aus dem Volk“, so sein Mantra, während er den Rotwein aus der Magnumflasche kredenzte.

Der Aufstieg des „Genossen der Bosse“

Seine politische Karriere startete Schröder mit den üblichen Etappen eines ambitionierten Sozialdemokraten: Jura-Studium, Eintritt in die SPD, Gewerkschaftsarbeit – der ganze Katalog. In den 1980er Jahren machte er sich als Hoffnungsträger der niedersächsischen SPD einen Namen, bis er schließlich 1990 Ministerpräsident wurde. Gerhard war angekommen, nicht zuletzt auch in der Welt der teuren Maßanzüge.

Sein Sprung ins Kanzleramt 1998 war der Höhepunkt eines Wahlkampfs, der auf Modernität und Lockerheit setzte. Schröder war „Kanzler zum Anfassen“ – zumindest, wenn man ihn in einer Zigarrenlounge oder im VIP-Bereich eines Fußballstadions erwischte. Mit der „Agenda 2010“ schuf er ein Arbeitsmarktkonzept, das für viele Menschen bedeutete: „Lernen Sie, Ihren Gürtel enger zu schnallen – wir haben ja schließlich keinen wie meinen!“

Privat: Ein Leben zwischen Eheglück und Gasleitungen

Gerhard Schröder hat es in Sachen Ehe geschafft, einen Rekord aufzustellen, der jedem Hochzeitsplaner Respekt abnötigt: Fünf Ehen, jede mit mehr Drama und Öffentlichkeit als die letzte. Seine aktuelle Ehefrau Soyeon Schröder-Kim brachte frischen Wind in sein Leben – und Twitter-Begeisterung in seinen Alltag.

Und dann ist da noch Schröders berühmte Liaison mit Russland, genauer gesagt: die Gasgeschäfte. Nachdem er 2005 die Bundestagswahl verlor und das Kanzleramt räumte, wechselte er in die Vorstandsetagen von Nord Stream und Rosneft. Seine Kritiker nannten ihn „Gas-Gerd“, doch Schröder hielt dagegen: „Geld riecht nicht, auch nicht nach Gas.“

Die jüngsten politischen Entwicklungen – insbesondere der russische Angriff auf die Ukraine – brachten Schröder ins Fadenkreuz der öffentlichen Kritik. Doch wie ein echtes Stehaufmännchen ließ sich der Altkanzler nicht beirren. Seine Nähe zu Wladimir Putin verteidigte er standhaft: „Man kann doch Freunde haben!“ Auch wenn die meisten seiner Freunde inzwischen Sanktionen auf ihren Konten spüren.

Das Vermächtnis eines Weltmannes

Gerhard Schröder bleibt eine schillernde Figur der deutschen Politik, irgendwo zwischen Genie und Eigeninteresse. Er hat die SPD modernisiert und gleichzeitig gespalten, Deutschland reformiert und seine eigene Karriere gepflastert mit lukrativen Posten.

Heute ist Schröder vor allem eines: ein Mann mit starker Meinung, schwächerem Rückhalt in der SPD und einer bemerkenswerten Fähigkeit, immer wieder im Rampenlicht zu landen. Ob als Altkanzler, Buchautor oder als Gastgeber russischer Weinabende – Gerhard Schröder bleibt ein Unikat in der deutschen Politiklandschaft.

Oder wie Schröder selbst es wohl formulieren würde: „Ich mache, was ich will. Und das kann sich sehen lassen.“

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