Berlin – Einkaufen war gestern ein gemütlicher Spaziergang zwischen den Regalen, heute gleicht es einem Sprint durch einen Hindernisparcours. Der Berliner Supermarkt „Schnelldi“ hat ein revolutionäres Konzept ins Leben gerufen: Speedshopping. Hierbei haben Kunden exakt fünf Minuten Zeit, um ihren gesamten Wocheneinkauf zu erledigen. Wer die magische Zeitgrenze überschreitet, erlebt eine innovative Form von Kundenservice: Den „sanften“ Rausschmiss durch einen eigens programmierten Einkaufswagen-Roboter namens „Speedy“.
Der neue Einkaufswahnsinn: Regeln wie bei den Olympischen Spielen
Der Ablauf ist denkbar einfach, wenn auch stressig: Kunden scannen am Eingang ihren Einkaufszettel ein, woraufhin ein Countdown startet. Das Licht wird gedimmt, dynamische Techno-Beats setzen ein, und eine beruhigende Stimme sagt: „Bereiten Sie sich vor … der Speedshopping-Sprint beginnt in drei, zwei, eins – GO!“
Für jede Sekunde, die die Kunden zögern, steigt der Druck. Lautsprecher durch die Regale ermahnen trädelnde Besucher mit Sprüchen wie: „Haben Sie den Joghurt wirklich so lange gesucht?“ und „Zeit ist Geld – und Ihres läuft ab!“.
Besonders spannend wird es an den Sonderangebotskästen, wo ein erbitterter Wettkampf um den letzten reduzierten Käse ausbricht. Mitarbeiter in Schiedsrichtertrikots greifen ein, wenn Kunden sich zu Handgreiflichkeiten hinreißen lassen, und verteilen gelbe Karten. Bei einer roten Karte ist der Einkauf vorbei – und Speedy eskortiert den Sünder ohne Diskussion zur Tür.
„Speedy“ – der Held des Supermarkts
Der wahre Star von Schnelldi ist jedoch der Einkaufswagen-Roboter Speedy. Mit seinen blinkenden LED-Augen und einem eingebauten Lautsprecher verkörpert er die perfekte Mischung aus Effizienz und Empathie. „Entschuldigung, Sie haben die Zeit überschritten. Bitte folgen Sie mir!“ erklärt Speedy in sanfter, aber bestimmter Stimme, während er die Einkaufenden Richtung Ausgang rollt. Gerüchten zufolge singt er dabei manchmal beruhigende Songs wie „Time After Time“ von Cyndi Lauper.
Einige Kunden, die ihre Einkäufe nicht rechtzeitig abschließen konnten, versuchen, mit Speedy zu verhandeln. Doch der smarte Roboter zeigt keinerlei Schwäche. „Ich bin programmiert, um fair zu bleiben“, antwortet er auf alle Diskussionen und verwehrt hartnäckig jeglichen Kompromiss.
Kritik und Begeisterung – eine geteilte Gesellschaft
Das Konzept hat die Nation gespalten. Während einige Kunden das neue Einkaufserlebnis als aufregend und effizient loben, beschweren sich andere über die „inhumane Hetze“. Frau Gisela Müller, 78, erklärt: „Früher konnte ich gemütlich die Tomaten vergleichen. Jetzt werde ich gehetzt wie ein Windhund auf der Rennbahn.“
Auf der anderen Seite genießt der 27-jährige Fitness-Trainer Kevin Berger den Adrenalinkick: „Endlich ein Supermarkt, der meine Leidenschaft für Geschwindigkeit versteht! Ich habe sogar einen neuen Highscore erreicht: 4 Minuten und 32 Sekunden!“
Wirtschaftlicher Erfolg mit Ausblick auf Erweiterung
Der Betreiber von Schnelldi, ein ehemaliger Extremsportler, sieht in Speedshopping die Zukunft des Einzelhandels. „Wir kombinieren den Nervenkitzel eines Escape Rooms mit den Notwendigkeiten des Alltags“, erklärt er stolz. „Außerdem haben unsere Verkaufszahlen bei Energydrinks und Proteinriegeln dramatisch zugenommen.“
Sollte das Konzept erfolgreich bleiben, plant der Supermarkt weitere Innovationen: Ein Drive-Through für Einkaufswagen, einen Abonnementsservice für Monatszeitgutscheine und ein Premiumprogramm, bei dem Speedy persönlich Tipps zur Routenoptimierung gibt.
Ob Speedshopping die Einkaufswelt revolutionieren wird oder nur eine kurzfristige Modeerscheinung bleibt, wird sich zeigen. Doch eines ist sicher: Langweilig wird der Wocheneinkauf bei Schnelldi garantiert nicht.