Es ist Februar in Berlin. Die Temperaturen pendeln irgendwo zwischen „frier“ und „sibirisch“, aber die Hauptstadt glänzt. Nicht etwa, weil der Frühling früher kommt, sondern weil der rote Teppich für die Berlinale ausgerollt ist. Und in diesem Jahr steht eine ganz besondere Zeremonie auf dem Programm: Die Verleihung des Goldenen Ehrenbären an Tilda Swinton – die Frau, die mit jedem Film beweist, dass sie nicht von dieser Welt ist.
Man stelle sich vor, Tilda Swinton spaziert durch Berlin. Nicht in irgendeinem Outfit, sondern in einem Ensemble, das aussieht wie von David Bowie persönlich entworfen, nur, dass es eigentlich aus der Zukunft stammt. Ein Spaziergang am Alexanderplatz, ein kurzer Halt bei der Currywurstbude – und man würde sich nicht wundern, wenn sie plötzlich in eine Raumkapsel steigt und ins Weltall entschwindet. Genau so ikonisch ist sie, genau so ungreifbar.
Eine Karriere wie ein Kunstwerk
Die Berlinale wählt ihre Ehrenbären-Träger sorgfältig aus, und bei Tilda Swinton war es eigentlich nur eine Frage der Zeit. Ihre Karriere ist weniger ein Lebenslauf als vielmehr ein Kaleidoskop. Von ihrer Rolle als androgynes Wunder in „Orlando“ bis hin zu ihrer Darstellung als steinharter Schneekönigin in „Snowpiercer“ – Tilda Swinton macht keine Filme. Sie erschafft Welten.
Doch was macht sie so besonders? Nun, sie ist nicht nur Schauspielerin, sie ist eine Künstlerin. Ihr Gesicht ist wie eine leere Leinwand, die sie mit jedem neuen Projekt bemalt. Manchmal fragt man sich, ob sie überhaupt altert – oder ob sie einfach beschlossen hat, die Gesetze der Biologie zu ignorieren. Wenn andere Schauspieler um Rollen kämpfen, scheint es, als würde das Universum selbst die Rollen für Tilda kreieren.
Die Zeremonie: Bären und Beifall
Die Preisverleihung des Goldenen Ehrenbären wird zweifellos ein Ereignis sein, das selbst die hartgesottenen Berliner ins Schwärmen bringt. Man stelle sich die Laudatio vor: „Für ihre außerirdische Eleganz, ihre unvergleichliche Kunstfertigkeit und ihre unermüdliche Bereitschaft, Rollen anzunehmen, die andere nicht einmal verstehen.“
Und während die Menge applaudiert, wird Tilda Swinton, ganz in ihrem Element, wahrscheinlich eine Rede halten, die mehr wie ein poetisches Manifest klingt als wie ein Dankeschön. Sie wird danken, aber nicht zu viel. Sie wird glänzen, aber nicht protzen. Kurz gesagt: Sie wird Tilda Swinton sein.
Ein Ehrenbär für eine Ehrenfrau
Die Berlinale hat viele Stars geehrt, aber Tilda Swinton ist kein Star. Sie ist ein Phänomen. Ein Wesen, das die Grenzen von Geschlecht, Alter und Schubladendenken sprengt. Ein Goldener Ehrenbär für sie ist weniger eine Auszeichnung als eine logische Konsequenz.
Und so bleibt uns nur eines: Tilda Swinton zu feiern. Mit dem Glanz des Goldenen Bären, der über den roten Teppich strahlt, und mit einem Hauch von Ironie, der diesen Moment perfekt macht. Denn wenn jemand beweist, dass Kunst und Leben keine Grenzen kennen, dann ist es Tilda Swinton – die Frau, die die Welt bunter, seltsamer und faszinierender macht.