In einer Stadt, die für ihre pulsierende Kreativität und unzählige Sehenswürdigkeiten bekannt ist, hat ein Mann beschlossen, gegen den Strom zu schwimmen. In Berlin-Mitte hat der selbsternannte „Kurator der Monotonie,“ Dieter Tröge, das weltweit erste „Langeweile-Museum“ eröffnet. Sein Ziel: Besuchern eine Oase der Eintönigkeit zu bieten. Doch schon nach wenigen Tagen hagelt es Kritik – das Museum sei viel zu aufregend.
Ein Konzept der anderen Art
Das Langeweile-Museum wurde mit großem medialem Interesse gestartet. Tröge erklärte auf der Pressekonferenz zur Eröffnung: „In einer Welt, die ständig neue Reize liefert, ist Langeweile ein seltenes Gut geworden. Ich möchte einen Raum schaffen, in dem Menschen sich langweilen dürfen – ohne schlechtes Gewissen.“
Das Museum bietet thematisch kuratierte Räume, darunter:
- Der Beige-Raum: Ein Raum, komplett in Beige gestrichen, mit nichts als einem einzelnen, leeren Holzstuhl in der Mitte. Hintergrundmusik: ein endloser Loop von Fahrstuhlmusik.
- Das Puzzle der Sinnlosigkeit: Ein 10.000-Teile-Puzzle, das nur in einem diffusen Grauton gehalten ist.
- Warten auf nichts: Eine Ausstellung, die Besucher dazu einlädt, auf einen nie eintreffenden Bus zu warten. Eine digitale Anzeigetafel verspricht: „Ankunft in 5 Minuten“ – bleibt aber stur auf dieser Anzeige stehen.
Die unerwartete Beschwerdewelle
Obwohl das Konzept simpel klang, waren die Besucher alles andere als gelangweilt. „Ich habe mich auf eine entspannende Zeit eingestellt, aber das Museum war viel zu interaktiv,“ beschwert sich Sophie, eine gestresste Berlinerin. „Der Beige-Raum war schön, aber als der Lichtschalter kurz flackerte, war das fast wie ein Thriller-Moment.“
Andere Besucher fanden die Herausforderung des Puzzles zu „engagierend.“ „Ich wollte mich langweilen, aber plötzlich war ich in dieses Puzzle vertieft,“ erzählt Thomas, der das Museum mit über 500 gelösten Teilen verärgerte. „Das ist doch nicht Sinn der Sache!“
Die größten Diskussionen gab es jedoch um den Raum „Warten auf nichts.“ Einige Besucher gaben an, dass das endlose Warten sie „existentiell herausforderte,“ andere behaupteten, die imaginäre Busfahrt sei „zu realistisch.“
Satire oder Ernst?
Kritiker werfen Tröge vor, dass sein Konzept „ein cleverer Marketing-Trick“ sei. Doch der Kurator weist diese Vorwürfe zurück. „Es geht mir wirklich um die Erfahrung. Wenn Menschen sich hier aktiv beschweren, haben sie die Langeweile bereits überwunden – und damit den Zweck meines Museums verfehlt.“
Ein Berliner Kulturkritiker, der anonym bleiben möchte, vermutet jedoch eine ironische Agenda: „Das Langeweile-Museum ist eigentlich eine Spiegelung unserer Gesellschaft, die ständig nach Unterhaltung sucht, selbst wenn sie Langeweile erleben will.“
Viral auf Social Media
Auf TikTok und Instagram hat das Langeweile-Museum inzwischen Kultstatus erreicht. Clips, die Besucher dabei zeigen, wie sie verzweifelt versuchen, im Beige-Raum ein Selfie zu machen, wurden bereits millionenfach geteilt. Besonders beliebt: Eine Szene, in der ein genervter Mann lautstark erklärt, dass er „noch nie so spannend gelangweilt war.“
Zukunftspläne
Trotz der Kritik sieht Tröge keine Notwendigkeit, etwas am Konzept zu ändern. „Vielleicht erweitere ich das Museum,“ sagt er. Geplant ist unter anderem eine neue Ausstellung mit dem Titel „Endloses Scrollen“ – ein Raum, in dem Besucher auf alten Smartphones durch eine nie endende Liste von belanglosen Beiträgen scrollen können.
P.S.
Das Langeweile-Museum polarisiert, fasziniert und unterhält – ein Paradoxon, das nur in Berlin denkbar ist. Ob es gelingt, das ursprüngliche Ziel der Langeweile zu erreichen, bleibt fraglich. Doch eines ist sicher: Dieter Tröge hat bewiesen, dass selbst Langeweile aufregend sein kann – zumindest, wenn man sie richtig vermarktet.