Es ist wieder einmal so weit – in den gemütlichen Alpenstuben der Schweiz trafen sich vor Kurzem die Größen der rechtsextremen Szene zu einer Art politischem Après-Ski. Was in den 80ern noch als Geheimtreffen unter Verschwörern galt, gleicht heute einer Mischung aus „Bauer sucht Frau“ und „Mastermind – die ganz große Vision“. Gastgeber dieses illustren Spektakels: ein Ort, der aus Diskretionsgründen nicht genannt wird, aber dessen Fondue-Töpfe schon immer mehr als nur Käse und Wein kochten.

Prominenz und Skurrilitäten

Mit von der Partie waren diesmal bekannte Gesichter wie der AfD-Bundestagsabgeordnete Roger Beckamp und seine Kollegin Christina Kotré. Doch damit nicht genug: Auch Vertreter des in Deutschland verbotenen Neonazi-Netzwerks „Blood & Honour“ gaben sich die Ehre. Man stelle sich vor, wie diese illustre Runde beim Anstoßen ihrer Glühwäinchen begeistert über die Privatisierung von Abschiebungen diskutiert. „Marktwirtschaft für Menschenrechte“ könnte das Motto gewesen sein – eine Innovation, die sogar Milton Friedman ins Schwitzen gebracht hätte.

Die Agenda des Abends

Laut Recherchen des Investigativportals Correctiv drehte sich die Veranstaltung um visionäre Ideen wie den Entzug der Staatsbürgerschaft für „ungezogene“ Eingebürgerte und andere Pläne, die eher in die Kategorie „Dystopischer Bestseller“ fallen. Besonders hervorgehoben wurde eine Idee, die laut Insidern im Raum stand: Abschiebungen durch Privatunternehmen, „damit die Deutsche Bahn entlastet wird.“ Vielleicht waren ja erste Testprojekte in Planung, bei denen auch Amazon-Lieferdrohnen eine Rolle spielen sollten?

Die Reaktionen der Realität

Natürlich bleiben solche Treffen nicht ohne Echo. Grünen-Politiker Kassem Taher Saleh und seine Kollegin Renner von der Linkspartei reagierten prompt. Beide forderten, dass endlich ein Verbotsverfahren gegen die AfD eingeleitet wird. „Man darf nicht länger warten!“ rief Saleh aus und machte klar, dass die wahre Gefahr nicht ignoriert werden dürfe. Doch was passiert? Die Beteiligten der Schweizer Runde drehen den Spieß um. „Das ist doch alles nur unser Parteiprogramm!“ verteidigte sich Kotré. Man möchte fast meinen, sie hätte sich über die journalistische Sorgfalt der Correctiv-Redaktion mehr geärgert als über den Inhalt der Berichterstattung selbst.

Eine käseüberbackene Fassade

Die Schweiz mag neutral sein, doch hier schmelzen die Grenzen – und nicht nur der Raclette-Käse. Zwischen Nostalgie nach einem autoritären „Früher war alles besser“ und grotesken Zukunftsvisionen trifft sich hier ein Milieu, das von der politischen Szene in Deutschland zunehmend isoliert wird. Doch keine Sorge: Der Alpengipfel der rechten Szene bleibt mit Sicherheit nicht das letzte Highlight des Jahres. Es wird gemunkelt, dass nächstes Jahr ein „Patriotischer Kneipenabend“ in Liechtenstein geplant ist. Vielleicht mit Karaoke?

Bis dahin bleibt uns nur die Frage: Werden wir je ein Rezept für diesen politischen Eintopf finden, das weniger bitter schmeckt?

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