In einer Welt, in der die Klimakrise und steigende Wasserpreise höchst präsente Themen sind, beweist eine Wohnungsbesitzerin aus Kaiserslautern, dass es immer noch Menschen gibt, die sich für revolutionäre Wohnkonzepte begeistern. Ihr Projekt: Die Dusche als Kunstinstallation. Der Effekt: Eine unfreiwillige Simulation der Sintflut – mitten in einem Mehrfamilienhaus.
Monatliche Wellness-Oase oder Manifest der Ignoranz?
Es begann alles ganz harmlos. Nachbarn bemerkten ein leichtes Plätschern. Was zunächst wie ein beruhigendes Hintergrundgeräusch wirkte, entwickelte sich schnell zum akustischen Horror: Tag und Nacht lief das Wasser, unbeeindruckt von Arbeitszeiten, Feiertagen oder den schönen Künsten. Die Ursache? Eine Dusche, die offenbar beschlossen hatte, nicht nur ihren Besitzer, sondern auch die gesamte Nachbarschaft mit fließender Inspiration zu beglücken.
„Das ist ja wie der Niagarafall, nur ohne Touristen!“, klagte ein Mieter, dessen Wohnzimmer langsam aber sicher in eine Unterwasserlandschaft verwandelt wurde. „Ich habe schon Überlegungen angestellt, ob ich Fische einsetzen soll, um wenigstens einen Nutzen daraus zu ziehen.“
Kreatives Konzept oder Katastrophenmanagement?
Die Wohnungsbesitzerin selbst gibt sich bedeckt. Auf Nachfrage erklärte sie: „Ich wollte ein Zeichen setzen. Wasser fließt – immer. Warum sollte man das verstecken?“ Kritiker werfen ihr indes vor, sie habe weniger an eine avantgardistische Botschaft gedacht und mehr an das Vergessen, den Wasserhahn zuzudrehen. Doch wie erklärt man einen ganzen Monat ununterbrochenes Rauschen? Eine Petition der Nachbarn für eine Gedenktafel („Hier fließ das Wasser von Dezember 2024 bis Januar 2025“) fand bisher keine Beachtung.
Der ökologische Kollateralschaden
Die Rechnung wird kommen – und zwar nicht nur in Form von Wasserschäden, sondern auch von einer endlos langen Liste an Umweltvergehen. Experten schätzen, dass die Dusche in den vier Wochen etwa 1,2 Millionen Liter Wasser verbrauchte. Damit könnte man 20.000 Menschen eine Woche lang mit Trinkwasser versorgen oder einen halben Freizeitpark betreiben. Stattdessen blieb das kostbare Nass anonymen Rohren und wachsenden Pilzkulturen vorbehalten.
„Während andere in Afrika Brunnen bauen, baut sie Wasserfälle“, kommentierte ein Anwohner bitter. „Und das ohne jegliche Eintrittsgelder.“
Die Kunst des Nichtstuns
Stadt und Feuerwehr reagierten zögerlich. Erst als der Keller des Mehrfamilienhauses einer Tropfsteinhöhle glich und erste Archäologen Interesse anmeldeten, wurde eingeschritten. Die Dusche wurde schließlich abgeschaltet – ein Akt, der vielen Bewohnern wie die Rettung der Titanic im letzten Moment erschien.
„Das ist eine Frage der Prioritäten“, erklärte der Sprecher der Stadtverwaltung. „Wir mussten erst sicherstellen, dass es sich nicht um ein zeitgenössisches Kunstprojekt handelt. Man will ja keine Kultur zerstören.“
Ein Paradies für Versicherungsvertreter
Die Versicherungen werden sich freuen. Schadenersatzansprüche fluten die Büros schneller als das Wasser den Keller. Für die betroffenen Nachbarn bedeutet das monatelange Renovierungen, für die Versicherungsbranche jedoch ein verspätetes Weihnachtsgeschenk.
„Ich kann endlich meine Pool-Versicherung verkaufen“, lachte ein Vertreter einer großen deutschen Versicherung. „Wer hätte gedacht, dass ich das mal in einem Mehrfamilienhaus brauche?“
Wasser marsch – aber bitte dosiert!
Kaiserslautern hat wieder eine Geschichte, die man sich am Stammtisch erzählen wird. Eine Geschichte über Verantwortung, moderne Kunst und die Grenzen des gesunden Menschenverstands. Was bleibt, ist die Hoffnung, dass der nächste Wasserfall zumindest von der Natur und nicht von menschlicher Nachlässigkeit geschaffen wird.